„Wo ist es passiert? Was ist passiert? Wie viele Betroffene? Welche Art von Verletzung? Warten auf Rückfragen!“ Jeder hat schon mal von den berühmten 5 Ws gehört, auf die es bei einem Notrufgespräch anzukommen scheint. „Diese 5 Ws sind Geschichte“, so Tobias Stein, Einsatzbearbeiter in der zentralen Rettungsleitstelle Hochtaunus.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Jonas Pippinger, Vorstandsmitglied der JU Weilrod, führte er die Nachwuchspolitiker aus dem Weiltal durch die Räumlichkeiten der Leitstelle im Bad Homburger Landratsamt. Im zentralen Stabsraum wurden zunächst die Aufgaben und die Struktur der Leitstelle vorgestellt. Dieser Raum wird in besonderen Krisensituationen und Großlagen genutzt. Dies war zuletzt beim Brand des Bad Homburger Gestüts Erlenhof Ende Februar 2019 der Fall; auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise Ende 2015 war er sogar für mehrere Wochen besetzt.

„45.000 Notrufe sind im vergangenen Jahr bei uns eingegangen“, wissen Tobias Stein und Jonas Pippinger zu berichten. Aus diesen resultierten dann 41.000 Notfalleinsätze. Hinzu kommen die Alarme, die über das angeschlossene Hausnotrufsystem des Deutschen Roten Kreuzes eingehen. Im Jahr 2019 war dies 25.800 Mal der Fall, aus ca. einem Drittel folgen dann Notfalleinsätze. 987 Brandeinsätze im gesamten Kreisgebiet mussten ebenfalls entsprechend bearbeitet werden.

Beeindruckt von den Zahlen führte die Tour weiter in das Herz der Leitstelle. An bis zu vier Arbeitsplätzen können die Einsatzbearbeiter rund um die Uhr die Notrufe und Hilfeersuchen der Menschen im gesamten Kreisgebiet entgegennehmen, bearbeiten und dem Anrufer Hilfestellungen geben. Besonders herausfordernd sind hier telefonische Hinweise zu Reanimation an die Ersthelfer. „Die meisten Notrufe werden von uns in unter 10 Sekunden entgegengenommen“, so Jonas Pippinger. Teilweise werde noch während des Gesprächs oder direkt nach Beendigung des Notrufs der Rettungsdienst oder die Feuerwehr alarmiert. In dringlichen Fällen seien die Kollegen im Rettungsdienst bereits in einer Minute ausgerückt und innerhalb von 10 Minuten nach der Alarmierung – gemäß Hilfsfrist des Landes Hessen – die ersten Kräfte an der Einsatzstelle.“

Wer sich den Job hier entspannt vorstellt, der täuscht sich. Mehrere medizinische Ersuchen und zwei Feuerwehreinsätze mussten während der Besichtigung koordiniert werden.

Insgesamt arbeiten 15 hauptamtliche Einsatzbearbeiter und zwei Teilzeitkräfte in drei Schichten in der zentralen Leitstelle. Tagsüber sind drei Mitarbeiter gleichzeitig am Platz, nachts und an Sonn- und Feiertagen sind es zwei – bei Großereignissen können aber auch bis zu vier Kräfte eingesetzt werden.
„Essenziell für uns ist, die Gesprächsführung nicht abzugeben.“, sagt Tobias Stein. Daher haben auch die 5 Ws ausgedient. „Wir fragen zunächst Notfallort (mit möglichst genauer Ortsangabe) sowie Name und Rückrufnummer des oder der Meldenden ab. Dann fragen wir, was passiert ist und stellen – je nach Lage – medizinische oder feuerwehrtechnische Nachfragen. Zum Schluss geben wir eine telefonische Hilfestellung für den Anrufer mit Hinweisen, was zu tun ist, bis der Rettungsdienst/die Feuerwehr eintrifft.“

Was wünscht man sich von der Politik? Die Zusammenarbeit im Landratsamt laufe sehr gut. Mit Landrat Ulrich Krebs habe man einen Amtsleiter, dem die Herausforderungen im Rettungswesen nicht fremd sind und der für die Belange dort immer ein offenes Ohr hat. Allerdings wünsche man sich eine noch bessere Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien, gerade auch um auf das Problem von missbräuchlichen und unnötigen Anrufen hinzuweisen, mit denen die Mitarbeiter allzu oft konfrontiert sind.

Im Namen der Jungen Union Weilrod bedankte sich ihr Vorsitzender Leon Hilke bei den Mitarbeitern der Leitstelle für die spannenden und interessanten Einblicke. „Wir können froh sein, dass wir uns im Ernstfall auf die motivierten Mitarbeiter der Leitstelle – aber auch auf die haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräfte vor Ort verlassen können.“, so Hilke.

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